Assoc. Prof. Süleyman Eserdağ, MDIntimästhetik und Sexualtherapie
Von der europäischen Fachgesellschaft (European Board) zertifizierter
Sexualtherapeut Autor des Buches “Ästhetische und Funktionale Intimchirurgie bei Frauen”
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Der Orgasmus

Das wichtigste Organ, das bei Frauen für einen Orgasmus sorgt, ist die "Klitoris". Im Volksmund bekommt die Klitoris Namen wie "bızır" oder "pıtırcık". Das Wort Orgasmus stammt aus dem altgriechischen Namen "Orgasmos".
Der Orgasmus

Orgasmus

Das wichtigste Organ, das bei Frauen für einen Orgasmus sorgt, ist die "Klitoris". Im Volksmund bekommt die Klitoris Namen wie "bızır" oder "pıtırcık". Eigentlich ist unser größtes Geschlechtsorgan unsere Haut, und unser wichtigstes Geschlechtsorgan unser Gehirn.

Und jetzt kommt her und lasst mich euch ein wenig verwirren!

Was ist ein Orgasmus? Wo kommt der Name her?

Das Wort Orgasmus stammt aus dem Altgriechischen und heißt "Orgasmos was so viel bedeutet wie "Erregung, Schwellung". Das Wort tauchte seit dem 16. Jahrhundert in medizinischen Schriften auf. Die Wortherkunft wird als "orge" (Ehrgeiz, Spannung) angegeben. In den westlichen Ländern wird der Orgasmus auch als "Höhepunkt" bezeichnet.

Über die Klitoris

Die Klitoris gilt als das wichtigste Organ für die Entstehung des Orgasmus. Sie befindet sich an der oberen Wand der Scheide in Form eines umgekehrten Y, fast wie ein "Sattel". Mit ihren mehr als 80.000 Nerven, die sie umgeben, ist sie mindestens zwei mal empfindlicher als der männliche Penis. Aufgrund des dichten Nervennetzes wird dieser Bereich an der Vorderwand der Scheide auch als G-Punkt bezeichnet.

Man fragte einen berühmten Gynäkologen: "Hat die Frau oder der Mann mehr Lust beim Geschlechtsverkehr?" Daraufhin antwortete er: "Die Frau". Und als man ihn fragte "Warum die Frau?" antwortete er: "Kratzen Sie sich mit dem Finger am Ohr, wird Ihr Ohr oder Ihr Finger mehr davon befriedigt?".

Wenn wir bedenken, dass sich um den männlichen Penis herum 4.000 Nerven befinden und diese Tatsache ihn natürlich viel empfindlicher macht als ein Finger, wäre es nicht falsch zu behaupten, dass Frauen mehr Glück am Sex haben. Allerdings verschärft sich die Funktion eines Organs, nur wenn es wirklich gebraucht wird und Organe und Begabungen, die selten gebraucht werden, stumpfen einfach ab.

Dann aber, ist es nicht ein bisschen absurd, dass man einerseits die eigene Sexualität unterdrückt, sie verdeckt, ignoriert, ja sogar ekelhaft findet, und andererseits sich selber fragt: "Warum genießt jeder andere dieses schöne Gefühl und mir mangelt es"?

Wie entwickeln sich die Geschlechtsorgane?

Menschen haben insgesamt 46 Chromosomen, von denen 23 Paare in jeder Zelle vorhanden sind. Während zweiundzwanzig dieser Paare (Autosomen),bei Männern und Frauen identisch sind, zeigt das dreiundzwanzigste Paar, die sogenannten Geschlechtschromosomen, Unterschiede. Frauen haben zwei Kopien des X- Chromosoms, während Männer über ein X- und ein Y-Chromosom verfügen. Abgekürzt entspricht (46,XX) dem weiblichen und (46,XY) dem männlichen Chromosom.

Penis, Clitoris

Nach der Zeugung ist die Entwicklung im Mutterleib bis zur 8. Woche geschlechtsunabhängig. Das bedeutet, dass obwohl das Geschlecht des Babys chromosomal schon festgelegt ist, die Geschlechtsorgane bei einem Jungen und einem Mädchen noch gleich aussehen.

Ab der 8. Woche schüttet das SRY-Gen (Sex Determining Region),das sich auf dem Y-Chromosom des Jungen mit XY-Chromosom befindet, ein Protein namens TDF (Hoden- determinierende Faktor) aus und sorgt dafür, dass sich die Geschlechtsorgane in männliche Richtung entwickeln. Ist die Chromosomenstruktur XX, wie bei Mädchen, entwickeln sich die Genitalien in die weibliche Richtung, da kein Y-Chromosom vorhanden ist. daraus kann man schließen, dass das männliche Y-Chromosom die sexuelle körperliche Entwicklung bestimmt.

Ist die Klitoris das Äquivalent zum männlichen Penis?

Die Klitoris wird oft als das Äquivalent des männlichen Penis bezeichnet. Dies ist tatsächlich teilweise schon richtig. Denn der männliche Penis besteht aus drei umhüllenden Strukturen: zwei Penisschwellkörpern und einem Eichelschwellkörper. Im Gegensatz dazu gibt es in der weiblichen Klitoris nur zwei Schwellkörperstrukturen.

Außerdem verfügen Männer über einen Harnleiter, der durch den Eichelschwellkörper im Penis verläuft; eine andere Funktion des Penis ist das Urinieren.

Bei Frauen ist die Situation allerdings anders. Bei den Frauen befindet sich die Harnröhre in der oberen Wand der Scheide und ist unabhängig von der Klitoris. Zusammenfassend kann man sagen, dass die beiden Schwellkörper des männlichen Penis der weiblichen Klitoris entsprechen.

Unsere Haut ist unser größtes Geschlechtsorgan!

Die Klitoris beiseite gelassen, ist die Haut in Wirklichkeit unser größtes Organ für das Empfinden von Berührung und Lust beim Geschlechtsverkehr. Sie ist gleichzeitig auch die Schutzbarriere und der Wärmeregulator unseres Körpers. Bei einem durchschnittlichen Menschen wiegt die Haut 3500 Gramm. Wenn man die Fettschicht in der Haut mit einbezieht, steigt dieses Gewicht auf bis zu 9 kg.

"Sensate focus", was erstmals von Master und Johnson definiert wurde, ist eine der wichtigsten Phasen des Geschlechtsverkehrs. Es bezeichnet die Berührungen im Vorspiel, die Entdeckung der Lustzonen des Körpers, die Fokussierung auf die Lust und den Moment. Eigentlich ist unsere gesamte Haut von den Zehen bis zur Kopfhaut mit Lustrezeptoren bedeckt. Die Reizsignale in diesen Bereichen erreichen bestimmte Teile des Gehirns und enden zuerst bei Lust und Erregung, dann bei Reizung und letztlich beim Orgasmus. Darüber hinaus spielt auch die Übertragung zwischen den Genitalien und dem Gehirn eine wichtige Rolle.

Damit ein Orgasmus entstehen kann, ist es sehr wichtig, dass ein guter Signalaustausch zwischen dem Genitalbereich und dem Gehirn entlang des Rückenmarks stattfindet. Bei Menschen mit Rissen am Rückenmark nach einem Verkehrsunfall kann eine neue Region in den unteren Bereichen des Rückenmarks die Orgasmusfunktion übernehmen. Dies gilt auch für den männlichen Orgasmus.

Zum Beispiel kann ein Mann, der aufgrund einer durch einen Motorradunfall verursachten Rückenmarksverletzung gelähmt wurde, eine Erektion bekommen, wenn er eine attraktive Frau vor sich sieht, d. h. sein Penis kann hart werden. Ähnliches gilt für die weibliche sexuelle Lust und den Orgasmus.

Ich hatte die Gelegenheit, eine Zeit lang die Patienten vom Prof. Dr. Ali Ayhan zu beobachten, einer unserer verehrten Meister, die die meisten Krebsoperationen durchgeführt haben. Als ich seine Patientinnen, denen wegen Krebs im äußeren Genitalbereich der gesamte Genitalbereich einschließlich der Klitoris entfernt worden war, bezüglich ihrer sexuellen Funktion befragte, stellte ich mit Erstaunen fest, dass auch diese Patientinnen Orgasmen haben konnten. Das heißt, ein wichtiger Teil des orgasmischen Geschehens findet im Gehirn statt.

Zunächst werden bestimmte Bereiche des Gehirns durch Sinne wie Sehen, Hören, Anfassen und Schmecken erregt. Danach werden diese Reize Richtung Genitalien weitergeleitet. Durch den "parasympathischen Effekt" weiten sich hier die Venen.

Der Penis bei Männern und die Klitoris bei Frauen schwellen und die Scheide wird feucht. Danach gelangen die Reizsignale, die hier entstehen über die Spinalnerven zum Gehirn, die zunehmende Empfindungsintensität steigert nach der Aktivierung des "sympathischen Systems" die Lust bis zum Höhepunkt (Orgasmus). Die Konzentration und die Stetigkeit der Reizsignale, die zum Gehirn gelangen, spielen eine große Rolle dabei, einen Orgasmus zu bekommen.

Beim Orgasmus kommt es einerseits zu einem Gefühl der Befriedigung im Gehirn, andererseits reagieren die Muskeln um die Scheide, den Anus, die Gebärmutter und sogar die Eileiter auf diesen Zustand, indem sie sich unwillkürlich, aber rhythmisch kontrahieren. Anschließend kommt es zu einer Entspannung und Erholung im Körper.

Wenn man berücksichtigt, dass an der Orgasmusfunktion viele Hormone im Gehirn beteiligt sind, wird die Sache noch komplizierter. "Dopamin", die für sexuelles Verlangen, "Oxytocin", das für das Gefühl der Verbundenheit, und "Serotonin", das für die Lust verantwortlich ist, gehören zu den Hormonen, die beim Geschlechtsverkehr ansteigen!

Insbesondere das Hormon Oxytocin, das in der Hypothalamusregion des Gehirns ausgeschüttet wird, ist die Ursache dafür, dass Paare chemisch aneinander gebunden sind! Anders ausgedrückt kann man sagen, dass Sexualität auch die Treue zwischen Paaren erhöht.

Wie bekommen Frauen einen Orgasmus?

Studien haben gezeigt, dass nur ein Drittel der Frauen beim Geschlechtsverkehr zum Orgasmus kommen kann. Bei meinen Sexualtherapien erkläre ich Frauen eher, was sie nicht tun sollten, als was sie tun sollten, während ich aufkläre, wie sie zum Orgasmus kommen können. Schließlich ist der Orgasmus ein natürliches Ergebnis der sexuellen Aktivität (Geschlechtsverkehr oder Masturbation).

Der Orgasmus ist die Befreiung eines schnell fließenden Baches, der einen Wasserfall hinunterströmt. Stattdessen unterdrücken die meisten Frauen ihre Sexualität bewusst oder eher "aufgrund einiger unbewusster Mechanismen" als diese Befreiung zu erleben. Es fällt ihnen schwer, im Fluss zu bleiben. Natürlich hat diese Problematik psychologische, soziologische, eheliche, kulturelle und religiöse Aspekte. Allerdings sind Sexualität und Orgasmus ein grundlegendes Recht jeder Frau. Andererseits ist die Sexualität unabhängig vom Alter eine Fähigkeit, die erlernt und weiterentwickelt werden kann und die immer offen für neue Entdeckungen steht.

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